©Benjamin Thorn/pixelio.de
In fast jeder Online-Community gehört er zum eigenen Profil wie der Name oder Lieblingsband: der Beziehungsstatus. Bei einigen wechselt er wie das Aprilwetter, andere bleiben ewig beim „Solo“ und dann sind da noch die mit dem „glücklich vergeben“. Aber sind sie das wirklich?
Nach meinem heutigen Ausflug ins Lieblings-Straßencafé bin ich davon nicht so überzeugt. Abgesehen von den turtelnden „Frisch-verliebten“ sah das Paar(ungs)verhalten der Zweisamen nicht gerade beneidenswert aus. Was es da zu beobachten gab, ist schon zig mal verfilmt worden – und kein einziger Drehbuchautor hat übertrieben:
Paar Nummer eins oder öffentliches Entlausen:
Die beiden haben die ersten Wochen überstanden, sich ausreichend beschnuppert und genug aus der „Vor-deiner-Zeit-Kiste“ geplaudert. Während er aber nach wie vor gern nach Hand, Oberschenkel, Po oder (mutig) Brust seiner Angebeteten greift hat sie schon anderes im Sinn. Unermüdlich zupft sie an seiner Kleidung/Frisur herum und untersucht zwischendurch in einem Anflug fehlgeleiteter Vertrautheit die ein oder andere Hautunreinheit genauer. Ein Schelm, wer da nicht an Affen beim Entlausen denkt.
Paar Nummer zwei oder die wandelnde Bildzeitung:
Verhält sich wie Paar Nummer eins, haben sich aber inzwischen noch weniger zu sagen. Man(n) schweigt sich aus oder lässt frau den neuesten Klatsch und Tratsch breittreten. Hin und wieder versucht er das Thema auf ein sachlicheres Niveau zu heben, scheitert aber mit Fußball und Formel Eins an ihrem Männerkram-Spam-Filter. Paar eins und zwei wurden auch des öfteren zusammen beobachtet.
Paar Nummer drei oder die mobilen Facebooker:
Diese beiden vermeiden Blickkontakt durch Online-Kontakt. Während ungeduldig auf den Kaffee gewartet wird, checken beide ihre Mails (Wieder nur Spam), neue Posts der Freunde (Wo bleiben die eigentlich?) und wahrscheinlich auch den eigenen Beziehungsstatus bei Facebook.
Paar Nummer vier oder der Überraschungsangriff:
Bei den beiden kriselt es gewaltig. Dumm nur, dass er das noch nicht verinnerlicht hat. Aber das wird sich nun ändern, denn sie kippt ihm ihr Innerstes nun wortreich vor die Füße. Da er nichts versteht, schaut er sie verunsichert und anderen Frauen fasziniert hinterher. Was sie nun so in Rage versetzt, dass wenig später das halbe Straßencafé seinen neuen Beziehungsstatus kennt. Oder es ist eine sehr temperamentvolle Version des öffentlichen Vorspiels. Dann bin ich beim Gedanken an die Versöhnungsnummer allerdings mehr als neidisch.
Das Fazit eines sonnigen Nachmittags im Straßencafé:
Wer Studien über das Verhalten von Paaren anstellen möchte, kann sich den Gang ins Kino sparen. Im echten Leben geht es beinahe unterhaltsamer zu und der Eintritt ist frei. Die meisten Singles dürften dank solcher Beispiele erleichtert aufatmen, wenn sie an ihren eigenen Beziehungsstatus denken.
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