Nicht nur für Männer mit Erektionsstörungen ist der neue Trend beim Sex ein Grund zur Entspannung. Auch für viele Frauen und Männer mit „normaler“ Erektionsfähigkeit nimmt Karezza eine Menge Druck aus dem Liebesspiel. Mann kann nicht zu früh oder zu spät „kommen“, frau muss erst gar nicht. Eigentlich eine gute Sache.
Bei den Italienern bedeutet „carezza“ soviel wie „Liebkosen, Streicheln“, beim Sex geht es um das Liebesspiel ohne den üblicherweise angestrebten Höhepunkt. Was diesen neuen Trend also von anderen Sexualpraktiken unterscheidet, ist der Verzicht auf den Orgasmus. Für manche Männer wird das auf den ersten Blick nach vergeblicher Liebesmüh klingen, werden sie doch scheinbar um den erwünschten „Druckabbau“ gebracht.
Auch für die schnelle Nummer zwischendurch, One-night-Stands oder unbeherrschte „Rammler“ bringt diese Art des Beischlafs wenig Freude. Denn das Grundprinzip von Karezza liegt darin, dass der Mann gar keinen und die Frau dafür durchaus mehrere Orgasmen bekommt. Zumindest, wenn man den Orgasmus beim Mann mit der Ejakulation gleichsetzt.
Dazu dringt der Mann wie bei den meisten anderen Praktiken auch in die Frau ein, bewegt sich dort aber kaum bis gar nicht. Wird er bei den nun andauernden Liebkosungen zu sehr stimuliert, muss er sich arg im Zaum halten und seine Erregung trotz allem unter Kontrolle halten. Sie dagegen kann sich vollkommen fallen lassen, was es für ihn natürlich noch schwieriger macht. Fans dieser Art des Liebesspiels versprechen sich und anderen eine langandauernde Phase der höchsten Erregung, statt des kurzweiligen extatischen Orgasmus.
Bei Licht betrachtet dürfte diese Form des Miteinanderschlafens vielen bekannt sein. Wer schon einmal versucht hat, inmitten anderer Schläfer zu vögeln kennt die Minimalbewegungen. Eltern von Kindern mit allzu leichtem Schlaf werden sicher des öfteren vom Orgasmus abgehalten worden sein. Einziger Unterschied zu beiden Situationen: Bei Karezza darf man durchaus genauso laut sein wie beim „normalen“ Sex.
Trotzdem dürfte Karezza-Sex eine Wohltat für manche Beziehung sein. Allein schon, weil ein langes Liebesspiel vorprogrammiert ist und sozusagen der Weg das Ziel ist. „Zu-früh-“ können Sex genießen, Männer mit Erektionsstörungen stehen nicht so unter Druck und Frauen freuen sich über eine Extraportion Zärtlichkeiten. Wenn er sicher gehen will, während dieser langandauernden Erregung nicht doch schlapp zu machen, helfen Penisringe und -manschetten.
Wirklich neu ist Karezza selbst übrigens nicht: Selbst im westlichen Kulturkreis sprach man schon vor 150 Jahren von dieser Art des Geschlechtsverkehr. Buddhisten und Daoisten praktizierten es noch früher.
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